Enphase Energy erlebt seit Mitte Oktober einen Tiefflug – bis zu 27 % stürzte die Aktie in den vergangenen zwei Wochen ab und befindet sich derweil auf einem Niveau wie zuletzt vor knapp drei Jahren. Hat die Aktie damit ihren Tiefpunkt erreicht und kann sich bald erholen oder sollten Anleger die Finger von der Enphase-Aktie lassen?

Einstieg in südafrikanischen Markt sorgt nur für kurzen Lichtblick

Am Donnerstag veröffentliche Enphase Energy die Ergebnisse des dritten Quartals, was die Aktie zunächst zu beruhigen schien. Seit dem 17. Oktober befand sie sich in einer starken Abwärtsbewegung. Wenige Tage zuvor wurde bekannt, dass Enphase Energy in den südafrikanischen Markt einsteigt.

Das Unternehmen steigt mit der Einführung von IQ8™-Mikrowechselrichtern in den stark wachsenden Solarmarkt in Südafrika ein. Das Land leidet unter unzuverlässiger Stromversorgung und hat mich mehreren Stunden Stromausfällen am Tag zu kämpfen. Dadurch finden enorme Investition in Solarstrom statt, denn mehr und mehr kommerzielle Immobilien und private Wohnanlagen versuchen damit vom staatlichen Stromnetz unabhängig zu werden. Enphase Energy will Wohn- und kleine Gewerbeanwendungen mit einer Spitzenausgangs-Wechselstromleistung von 480 W zur Unterstützung neuerer Hochleistungs-Solarmodule beliefern.

Nach jüngsten Berichten stieg die installierte Solarkapazität auf Dächern in Südafrika von 938 MW im März 2022 auf 4.412 MW im Juni 2023. Dies entspricht einer Steigerung von 349 % in etwas mehr als einem Jahr.

Die Nachrichten über potenzielles Wachstum in diesem Markt konnten die Aktie um knapp 4 % nach oben treiben, bevor es steil bergab ging. Nachdem SolarEdge vorläufige Ergebnisse für das dritte Quartal veröffentlicht hatte, die unter den Erwartungen lagen, verloren Anleger auch in Enphase Energy das Vertrauen.

Hinzu kamen mehrere Analysten, die ihre Preisziele für Enphase nach unten korrigierten und teilweise sogar in der Bewertung abstuften. Das sorgte für Unruhen bei der Aktie, die direkt deutlich verlor. Goldman Sachs beispielsweise reduzierte das Preisziel von 199 USD auf 180 USD, JP Morgan setzte es auf 167 USD herunter und Wells Fargo sogar auf 133 USD von zuvor 171 USD.

Quartalszahlen Q3 2023

Bevor die eigentlichen Quartalszahlen bekannt gegeben wurden, herrschte bereits mehr Pessimismus unter Investoren, was die Performance und Aussichten bei Enphase Energy anbelangte.

Am Donnerstag meldete Enphase Energy einen Nettogewinn für das dritte Quartal von 114 Mio. USD. Auf Basis der Aktie erzielte das Unternehmen einen Nettogewinn von 80 Cent. Der um einmalige Gewinne und Kosten bereinigte Gewinn belief sich auf 1,02 US-Dollar pro Aktie, was knapp unter der Erwartung von 1,03 USD lag.

Der Umsatz belief sich auf 551,1 Mio. USD und verfehlte damit die Konsensschätzung von 574,86 Mio. USD. Enphase Energy führt den Umsatzrückgang von 16 % gegenüber dem zweiten Quartal in den USA auf die vorherrschenden makroökonomischen Bedingungen zurück. Unterdessen verzeichnete der Umsatz in Europa einen stärkeren Rückgang von 34 % gegenüber dem Vorquartal, was auf hohe Lagerbestände bei den Vertriebspartnern des Unternehmens sowie eine Abschwächung der Nachfrage in den Schlüsselmärkten Niederlande, Frankreich und Deutschland zurückzuführen ist.

Für das vierte Quartal dieses Jahres erwartet Enphase Energy einen Umsatz im Bereich von 300 bis 350 Mio. US-Dollar. Das liegt deutlich unter den vorherigen Erwartungen der Wall Street, welche mit knapp über 600 Mio. USD gerechnet hatten. Damit sind die Aussichten für die nächsten Monate zunächst getrübt.

Aussichten für die Aktie – jetzt kaufen?

Sollten die Erwartungen im nächsten Quartal übertroffen werden, könnte eine Gegenbewegung einsetzen und der Aktienkurs wieder Gewinne verzeichnen. Da Enphase mit dem Ausblick auf Q4 die hohen Erwartungen bereits stark gedämpft hat, ist dies jedoch nicht zu erwarten.

Ein starker Start in Südafrika könnte helfen, aber die Aussichten sind nicht sehr vielversprechend. Die Wirtschaft ist stark angeschlagen und auch wenn die Nachfrage nach Solartechnik schnell wächst, müssen sich viele Interessenten aufgrund der schwachen Währung zweimal überlegen, ob sie in Solarstrom investieren. Eine hohe Nachfrage muss also nicht sofort zu Umsätzen führen.

Dennoch bleiben die Analysten optimistisch, was das Wachstum von Enphase Energy angeht, auch wenn viele ihre Preisziele nach unten korrigiert haben. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit 149,50 USD immer noch deutlich über dem aktuellen Aktienkurs von 96,18 USD. Das nächste Ziel für Enphase wird sein, die 100 USD-Marke wieder zu überschreiten.

Für Anleger könnte sich das lohnen, denn die Aktie erhält nach wie vor eine klare Kaufempfehlung und dürfte nach Analysteneinschätzung steigen. Von 37 befragten Experten stufen 15 die Aktie mit „Kaufen“ und 14 mit „Halten“ ein. Keiner rät zum Verkauf der Aktie.

Generell gilt die Solarbranche als zukunftsträchtig und kann sich über ein enormes Wachstum freuen. Viele Länder setzen auf die Energiewende, um von fossilen Brennstoffen auf saubere Energie umzusteigen. Die Nachfrage nach Solarenergie bleibt generell hoch, wird aber auch von der makroökonomischen Situation beeinflusst.

Wem Enphase Energie derzeit mit wenig Aussicht auf Erholung in den nächsten Monaten zu riskant ist, kann mit dem Kauf von Solar-ETFs eine diversifizierte Anlage finden, die das Risiko einer einzelnen Aktie auf die Wertentwicklung einer Vielzahl von Unternehmen der Branche verteilt.