Der chinesische Immobilien-Entwickler Country Garden schrammt knapp an der Zahlungsunfähigkeit vorbei, nachdem Zahlungen für Dollar-Anleihen getätigt wurden. Der Aktienpreis des angeschlagenen Konzerns geht deutlich nach oben und bleibt dennoch niedrig– die perfekte Gelegenheit zum billigen Einstieg, oder braucht man sich keine Hoffnungen auf weitere Preissteigerungen zu machen?
Country Garden in der Bredouille
Country Garden Holdings, der chinesischem Immobilien-Entwickler mit Sitz in Foshan, hat am Dienstag die Zahlungen für Zwei-Dollar-Anleihen noch knapp innerhalb seiner Zahlungsfrist geleistet. Weltweit können Anleger kurz aufatmen, doch damit ist die Saga um Country Garden noch lange nicht vorbei.
Country Garden Holdings war mal Chinas größter Entwickler und befindet sich in Schwierigkeiten. Seit Jahresbeginn sind die Aktien um 55 % gefallen. Anfang August verpasste der Konzern bereits die Zinszahlungen für die Dollar-Anleihen, die nun gezahlt wurden. Die Aktie wurde im letzten Monat sogar zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzt, da sie über 20 % fiel.
Die in Hongkong notierte Aktie des Unternehmens stieg, nachdem lokale Medien über verspätete Kuponzahlungen in Höhe von insgesamt 22,5 Mio. US-Dollar für zwei internationale Anleihen im Wert von 500 Mio. US-Dollar berichteten. Damit entgeht Country Garden einem technischen Zahlungsausfall nur knapp. An der schlechten finanziellen Situation des Unternehmens und dem Sektor insgesamt ändert dies bislang aber nur wenig.
Chinas Immobilienproblem
Der Immobiliensektor in China ist stark angeschlagen und das Vertrauen der Anleger schwindet mehr und mehr. Chinas riesige Immobilienbranche war lange Zeit ein wichtiger Wachstumsmotor in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt und machte bis zu 30 % des BIP des Landes aus.
Doch viele große Entwickler haben enorme Schulden angehäuft, wie der Zusammenbruch von Evergrande vor zwei Jahren zeigt, dem eine Welle von Zahlungsausfällen in der gesamten Branche folgte.
Die Regierung in Peking versucht, den Niedergang der Immobilienbranche zu bewältigen. Dafür werden mehr und mehr Hypothekenvorschriften durch die Behörden gelockert, nachdem jahrelang gegen übermäßige Verschuldung in diesem Sektor vorgegangen wurde. Große Städte wie Peking und Shanghai haben zuletzt die Mindesthypothekenzinsen für Erstkäufer von Eigenheimen gesenkt, um Käufe anzukurbeln.
Bisher gibt es kaum Anzeichen dafür, dass sich die Liquiditätskrise in Chinas Immobilienbranche verbessern würde. Auch groß angelegte Lockerungsmaßnahmen durch die Regierung lassen weiterhin auf sich warten. Kleine Änderungen hier und da sind bislang nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Viele Analysten halten weitreichende Maßnahmen für notwendig, um den sinkenden Hausverkäufen ein Ende zu setzen.
Chinas Immobilienbranche befand sich in den letzten zwei Jahren in einem historischen Abschwung, da Corona-Maßnahmen, sinkende Immobilienpreise und steigende Arbeitslosigkeit potenzielle Käufer abschreckten.
Auch eine Reihe großer Zahlungsausfälle von Immobiliengiganten, allen voran Evergrande (deren Aktie gerade explodiert), vernichtete das Vertrauen in den Sektor und führte dazu, dass viele Hauskäufer für Wohnungen zahlten, die sie nie erhalten hatten.
Die Verkäufe neuer Häuser durch die 100 größten Bauträger Chinas gingen im Juli gegenüber dem Vorjahr um 33 % zurück.
Investoren sehen die Wiederbelebung des Sektors als entscheidend für die Erholung der Wirtschaft nach der Covid19-Pandemie. Im Juli gab die People’s Bank of China auch schon bekannt, dass sie Unternehmen weitere 12 Monate Zeit geben werde, um ihre in diesem Jahr fälligen ausstehenden Kredite zurückzuzahlen.
Die vielen Sorgen bleiben
Die versäumten Zahlungen von Country Garden im letzten Monat machten viele Investoren sehr unruhig. Immerhin zählte das Unternehmen einst zu den finanziell gesündesten Immobilienkonzernen in China.
Zwar hat man sich in den letzten Wochen bemüht, Zahlungsausfälle sowohl bei den Dollar-Anleihen als auch bei den Verpflichtungen gegenüber inländischen Gläubigern abzuwehren, doch das Ruder ist damit noch nicht herumgerissen. Laut der China Index Academy – einem führenden chinesischen Unternehmen zur Immobilienforschung – ist Country Garden im ersten Halbjahr 2023 gemessen an Umsatz auf den fünften Platz abgerutscht. Ein Niedergang von Country Garden, dem größten privaten Bauträger des Landes, könnte eine schwere Immobilienkrise auslösen.
Am vergangenen Freitag erhielt das Unternehmen die Genehmigung der Gläubiger, die Zahlungsfrist für eine Anleihe in Höhe von fast 4 Mrd. RMB (510 Mio. Euro) zu verlängern, die am Samstag fällig war. Die Schulden sollen nun über einen Zeitraum von drei Jahren in mehreren Raten zurückgezahlt werden. Außerdem könnten Verhandlungen mit Anleihegläubigern öffentlich gehandelter Anleihen über eine ähnliche Verlängerung aufgenommen werden.
Bis zum Ende des Jahres muss der Konzern noch weitere Anleihezahlungen leisten. Ob dem nachgekommen wird, muss sich noch zeigen.
Kaufen oder nicht?
Die Aktie von Country Garden Holding ist auf den ersten Blick günstig und der jüngste Anstieg des Preises macht doch Hoffnungen, oder nicht? Anleger sollten sehr vorsichtig sein, bevor sie in die Aktie investieren, denn es ist noch kein Licht am Ende des Tunnels.
Analysten sind ebenso geteilter Meinung. Von 18 befragten Analysten raten lediglich 2 zum Kauf und ebenso viele zum Verkauf. Ganze 9 stufen die Aktie als „Hold“ ein. Das mittlere Preisziel mag zwar gut 25 % über dem aktuellen Kurs liegen, doch bei dem niedrigen Wert sind das nur kleine Preissprünge. Moody’s senkte am vergangenen Donnerstag bereits die Kreditwürdigkeit von Country Garden um drei Stufen von CAA1 auf CA, da das Unternehmen am Rande eines Zahlungsausfalls stand.
Wer ein Risiko eingehen mag und auf bedeutende Richtungswechsel der chinesischen Regierung setzt, die die Immobilienbranche wieder auf Vordermann bringen kann, findet mit Country Garden eine günstige und vielversprechende Anlage. Wer weniger Risiko sucht, dürfte mit einem Einstieg in China ETFs auf der sichereren Seite stehen.
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