Der Münchner Versicherer Allianz veröffentlichte am Freitag die Ergebnisse für das vierte Quartal 2022 sowie des Gesamtjahres. Die positive Nachricht: es wurden Rekordergebnisse erzielt und die Dividende steigt um 5,6 %. Dennoch brach die Aktie am Freitagvormittag um 3,28 % ein. Warum reagieren die Märkte negativ auf die guten Ergebnisse?

Die Zahlen im Überblick

Im vierten Quartal des letzten Jahres konnte der Allianz Versicherungskonzern Gesamteinnahmen von 36,7 Mrd. Euro verbuchen, was einem Rückgang um 4,5 % zum Vorjahreszeitraum entspricht. Das operative Ergebnis hingegen stieg um 12,7 % auf 4,0 Mrd. Euro, angefeuert durch den Bereich Lebens- und Krankenversicherung. Der den Aktionären zurechenbare Nettogewinn lag bei 2,0 Mrd. Euro, verglichen mit -0,3 Mrd. Euro im Jahr zuvor.

Der Gesamtertrag für das Jahr 2022 stieg um 2,8 Prozent auf 152,7 Mrd. Euro. Mit einem Plus von 5,7 Prozent schaffte es das operative Ergebnis auf 14,2 Mrd. Euro. Angetrieben wurden diese hervorragenden Ergebnisse durch die Geschäftsbereiche Schadens- und Unfallversicherung sowie Lebens- und Krankenversicherung. Der den Aktionären zurechenbare Nettogewinn steigt um 1,9 % auf 6,7 Mrd. Euro.

Allianz SE gab auch eine Prognose für das aktuelle Jahr aus und rechnet mit etwa 14,2 Mrd. Euro als Betriebsziel.

Die Geschäftsführung schlug außerdem eine Dividende von 11,40 Euro je Aktie vor, was einer Erhöhung um 5,6 Prozent gegenüber 2021 entspricht.

Ende November 2022 startete das Unternehmen ein Programm zum Aktienrückkauf in Höhe von einer Milliarde Euro, dieses ist bislang noch nicht abgeschlossen. Bis zum 3. Februar umfasste der Aktienrückkauf ein Volumen im Wert von 544,2 Mio. Euro, somit etwas mehr als die Hälfte des gesetzten Ziels.

Das interne Umsatzwachstum des Jahres 2022, bereinigt um Wechselkurs- und Konsolidierungseffekte, belief sich auf minus 0,2 Prozent.

Der CEO von Allianz SE, Oliver Bäte, teilte zusätzlich mit:

“Mit unseren Rekordergebnissen sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Ergebnis im Jahr 2022 hat die Allianz ihre Position als eines der weltweit größten, widerstandsfähigsten und vertrauenswürdigsten globalen Finanzinstitute gefestigt. Unsere Leistung ist das Ergebnis eines durchdachten Ansatzes, einer zuverlässigen Umsetzung, sowie einer konsequenten Vereinfachung und eines disziplinierten Kapitalmanagements. Auch die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit sowie die Markenstärke erreichten neue Höchstwerte.

In einer unberechenbaren Zeit und einer Welt mit wachsenden Risiken und gesellschaftlichen Ungleichgewichten nutzen wir mit großer Überzeugung die Größenvorteile der Allianz zum Wohle unserer Kundinnen und Kunden, unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unserer Aktionärinnen und Aktionäre.”

Allianz Asset Management GmbH

Innerhalb der Allianz Gruppe gibt es die Holdinggesellschaft fürs Asset Management unter dem Namen AllianzAM GmbH. Dieser verwaltet ein Vermögen von über 2 Billionen Euro. Im vergangenen Jahr erzielte dieser Geschäftsbereich der Allianz operative Erträge im Umfang von 8,2 Mrd. Euro und damit 1,9 % weniger als im Vorjahr. Dies lässt sich auf schwächere Erträge des verwalteten Vermögens zurückführen.

Mit 8,3 % lag das operative Ergebnis in Höhe von 3,2 Mrd. Euro deutlich unter dem Vorjahresergebnis. Positive Auswirkungen von Wechselkursen wurden durch ungünstige Marktbedingungen aufgehoben.

In Q4 sanken die operativen Erträge um 15,3 % und das operative Ergebnis um 22,2 % verglichen mit Q4 2021. Ende 2022 betrug das gesamte verwaltete Vermögen 2,141 Billionen Euro.

Reaktion der Märkte

Zum Handelsbeginn am Freitagmorgen verlor die Aktie der Allianz SE 3,37 %, was 7,45 Euro entspricht. Von einem Preis am Donnerstagabend von 221,05 Euro ging es direkt auf 213,60 Euro runter. Im Laufe des Vormittags kratzte der Aktienpreis an der 215-Euro-Marke, noch immer deutlich unter dem ursprünglichen Kurs vor Bekanntgabe der Jahres- und Quartalsergebnisse.

Den größten Einfluss auf diese Reaktion der Anleger scheint die Performance des Asset-Managements zu haben. Andere Geschäftsbereiche erzielten Rekordergebnisse und hatten einen positiven Einfluss, nicht aber die Vermögensverwaltung. Diese sah sich im letzten Jahr einem schwierigen Markt ausgesetzt und sämtliche in einigen Bereichen erzielten Gewinne, wurden durch andere Verluste ausgelöscht.

Auch der Anlageskandal von Allianz Global Investments, bei dem die Firma Schadensersatz und Strafe in Milliardenhöhe zu zahlen hatte, trübten das Bild weiterhin. Der eingeleitete Teilverkauf seines Russland-Geschäfts führte außerdem zu einer Belastung von knapp 400 Mio. Euro.

Die Allianz-Aktie war am Freitag der größte Verlierer am DAX und rutschte zudem aus der Konsolidierungsspanne. Der Versicherungskonzern erfüllt die Erwartungen der Märkte, aber mehr auch nicht.

Analysten fanden lobende Worte für die operativen Ergebnisse, die über die Erwartungen hinausgingen. Die erhöhte Dividende war jedoch ebenfalls erwartet worden. Die widersprüchlichen Signale des Rekordergebnisses und Aktienfalls sollten Anleger nicht überraschen.

Prognose: Aufstieg oder Fall?

Die Deutsche Bank empfiehlt den Kauf der Allianz-Aktie, woraus sich schließen lässt, dass ein Preisanstieg erwartet wird. In der Tat rechnet Deutsche Bank Research mit einem Kursziel von 250 Euro fürs laufende Jahr – also einem deutlichen Gewinn von gut 15 Prozent.

Ein insgesamt schwacher Markt dürfte der Aktie in absehbarer Zeit noch etwas zu schaffen machen. Das Potenzial bald nach oben zu gehen ist jedoch da, weswegen es für Anleger ein guter Zeitpunkt zum Einstieg sein könnte. Die Aussichten der Dividenden sind gut und auch das Gesamtgeschäft zeigt sich von seiner positiven Seite.