SolarEdge verliert deutlich und es könnte noch weiter nach unten gehen. Das Unternehmen veröffentlichte seine Quartalszahlen und muss direkt eine Rüge des Marktes hinnehmen. Die Aussichten werden nach unten gesetzt. Ist das der Tiefpunkt der Aktie oder könnte sich der Verlust weiter fortsetzen?

SolarEdge Q3 2023 Ergebnisse

Am Mittwoch gab SolarEdge Technologies seine Ergebnisse für das dritte Quartal bekannt, das am 30. September 2023 endete. Das Unternehmen meldete im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang bei Umsatz und Nettogewinn, was sich negativ auf die Aktie auswirkte.

SolarEdge meldete einen Umsatz von 725,3 Mio. USD, ein Rückgang um knapp 27 % gegenüber den 991,3 Mio. USD im Vorquartal und ein Rückgang um 13 % gegenüber dem Vorjahreswert.

Die Einnahmen aus dem Solarsegment beliefen sich auf 676,4 Mio. USD, was einem Rückgang von 29 % gegenüber 947,4 Mio. USD im Vorquartal und einem Rückgang von 14 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.

Auch die GAAP-Bruttomarge wies einen Rückgang von 32 % zum zweiten Quartal und ein Minus von 26,5 % zum Vorjahr. Sie betrugt 19,7 % in Q3 2023.  Die Non-Gaap-Bruttomarge lag bei 20,8 %.

SolarEdge verkündete zudem Betriebskosten von 159,5 Mio. USD, knapp 4 % weniger als in Q2, aber 16 % mehr als in Q3 2022. Zudem wurde ein Nettoverlust von 61,2 Mio. USD bekanntgeben. Dies ist ein deutlicher Rückgang gegenüber einem GAAP-Nettogewinn von 119,5 Mio. USD im Vorquartal und immerhin 24,7 Mio. USD im Vorjahr. Damit belief sich der verwässerte Nettoverlust je Aktie nach GAAP auf 1,08 USD. In Q2 gab es einen verwässerten Netto-EPS von 2,03 USD, im letzten Jahr waren es 0,43 USD.

In Bezug auf den Cashflow meldete SolarEdge einen erwirtschafteten Betrag von 40,6 Mio. USD, verglichen mit 88,7 Mio. USD, die im zweiten Quartal dieses Jahres aus betrieblicher Tätigkeit flossen. 5,6 Mio. USD waren es im Vorjahresquartal. Zum 30. September 2023 beliefen sich die Barmittel, Zahlungsmitteläquivalente, Bankeinlagen und Wertpapiere abzüglich Schulden auf insgesamt 831,4 Mio. USD. Zum 30. Juni 2023 waren es 853,5 Mio. USD.

Zvi Lando, CEO von SolarEdge Technologies, sagte bei der Verkündung der Quartalsergebnisse:

„Die Ergebnisse des dritten Quartals blieben hinter unseren vorherigen Erwartungen zurück und spiegeln ein verhaltenes Marktumfeld wider, das zu hohen Lagerbeständen unserer Produkte in den Vertriebskanälen, insbesondere in Europa, geführt hat. Obwohl wir davon ausgehen, dass die Bestandsbereinigung in den Vertriebskanälen in den kommenden Quartalen fortgesetzt wird, sind wir hinsichtlich der Zukunft der Solar-PV-Branche optimistisch und zuversichtlich, dass unsere führende Technologie, unsere globale Präsenz und unser breites Produktangebot es uns ermöglichen werden, weiterhin führend in diesem Markt zu sein.“

Aussichten für Q4

Für das laufende vierte Quartal erwartet SolarEdge einen Umsatz zwischen 300 und 350 Mio. USD. Analysten waren zuletzt von 688 Mio. USD ausgegangen, doch dieses Ziel werde wohl deutlich verfehlt. Für sein Solarsegment erwartet das Unternehmen einen Umsatz in der Größenordnung von 275 bis 320 Mio. USD.

Bereits im Oktober hatte der Konzern Analysten vorgewarnt, dass die Gewinne für Q3 2023 hinter den Erwartungen zurückbleiben würden. Dies führte zu einem Sturz der Aktie um 30 %. Zu dem Zeitpunkt ließ CEO Lando verlauten, dass die Installationsraten für Solarmodule gesunken seien, obwohl diese Raten normalerweise im dritten Quartal steigen.

SolarEdge hat seinen Sitz in Israel, der laufende Konflikt vor Ort soll laut Angaben des Unternehmens aber keine Auswirkungen auf die Produktion gehabt haben.

Nachfrage nach Solar steigt – warum die schlechte Performance?

Der Solarsektor hatte im vergangenen Jahr mit Gegenwind zu kämpfen, da steigende Zinsen die Nachfrage nach Solarenergie belasteten. Dennoch ist die Nachfrage hoch, denn die Energiewende in Deutschland und vielen anderen Ländern veranlasst immer mehr Immobilienbesitzer sich nach alternativer Stromversorgung umzusehen.

Im vergangenen Dezember beschloss allerdings beispielsweise Kalifornien den Vergütungssatz für sein Solar-Anreizprogramm für Hausbesitzer zu senken. Dieser niedrigere Anreiz trat im April in Kraft und führte zu einem Anstieg der Nachfrage nach Solaranlagen, denn Hausbesitzer wollten noch vor Ablauf der Frist davon profitieren. Weitere Kürzungen sind im Gespräch.

SolarEdge dürfte mittlerweile auch mit einem allgemeinen Boycott israelischer Unternehmen zu kämpfen haben. Die israelische Börse verbucht bereits deutliche Verluste.

Neben SolarEdge verbuchten auch andere Solar-Aktien Verluste, darunter Enphase Energie mit 7 % und Sunrun mit 4 %. Während die Solar-Unternehmen jedoch straucheln, erreicht Uran neue Höchstpreise. In der vergangenen Woche erreicht Uran einen neuen Höchstpreis von 73 USD, ein Niveau wie seit 2008 nicht mehr. Für Anleger könnte ein Einstieg in Uran-ETFs daher sehr interessant sein.

Aussichten für SolarEdge

Obwohl SolarEdge mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert war, zeigt sich das Unternehmen optimistisch für die Zukunft und seiner Position im Markt. Analysten sind da leider nicht mehr ganz der gleichen Meinung.

Im Anschluss an die Veröffentlichung der Quartalsergebnisse stuften mehrere Institute ihre Bewertung von SolarEdge nach unten, darunter BMO Capital und Guggenheim. Von 30 Beobachtern raten zwar derzeit noch 12 zum Kauf der SolarEdge-Aktie, aber auch 12 zum „Halten“. Das mittlere Preisziel liegt mit 159 USD deutlich über dem aktuellen Kurs von knapp 75 USD und bedarf einer Aktualisierung.

Der aktuelle Preisverfall zeigt wenig Verlangsamung und dürfte sich in nächster Zeit weiter fortsetzen. Nur ein plötzlicher Umsatzanstieg über den Erwartungen und ein schnelles Abflauen des Nahostkonflikts könnte SolarEdge derzeit retten, doch danach sieht es nicht aus. Eine Wende ist erstmal nicht in Sicht.