Wenn es um die Auswahl des richtigen ETFs geht, stellen sich viele nach der Auswahl der Anlagestrategie oft nur noch zwei Fragen: Wie gut wird der Vergleichsindex abgebildet? Und vor allem, wie teuer ist der Fonds im Vergleich zu anderen? Auch wenn die richtigen Antworten auf diese Frage zur Auswahl unverzichtbar sind, sollte es kein Anleger dabei belassen. In diesem Artikel stellen wir vier weitere Faktoren vor, die oft unterschätzt oder völlig außer Acht gelassen werden.
Auf die Größe kommt es an – der goldene Mittelweg beim Fondsvolumen
Eine der ältesten Streitpunkte in der ETF-Welt ist die Haltung zur schieren Größe eines Fonds. Ironischerweise scheiden sich hier die Geister wie beim Anlagestil.
Opportunisten folgen bei der Fondsauswahl der Schwarmintelligenz: Wenn ein Fonds stark gewachsen und beliebt ist, wird wohl etwas dran sein. Sie entscheiden sich oft für die Großkaliber im Markt, die in aller Regel von den berühmten Fondsgesellschaften aufgelegt werden. Die „konträren“ Querköpfe hingegen misstrauen dem Hype und sehen bei kleineren Fonds die Möglichkeit, den Preisdruck voluminöser Mitläuferstrategien zu vermeiden. Beide haben recht.
Der ETF-Markt ist heute hart umkämpft. Auf der Nachfrageseite tummeln sich längst nicht mehr nur fleißige Sparer. Dazu verschulden Einfachheit und Kosteneffizient dieser Produkte geringe Gewinnmargen für die Anbieter. Das heißt heutzutage: Jeder ETF kann schnell wieder weg vom Fenster sein, wenn er keine kritische Größe erreicht hat. Gerade bei einem ETF-Sparplan würde dies nur unnötige Kosten verursachen, wenn man nach wenigen Jahren bereits nach einem neuen Produkt suchen müsste.
Marktliquidität: ETF ist nicht gleich ETF
ETF-Produkte versprechen ein hohes Maß an Liquidität. Wer sich einer Position entledigen will, stößt oft auf rege Nachfrage und einen geringen Preisabschlag. Die Voraussetzung besteht aber darin, dass das für die Wertpapiere im Fonds auch gilt. Da viele ETFs in zentrale Märkte investieren, ist das kein Problem. Es gibt aber zahlreiche Nischenmärkte und Anlageklassen, wo dies nicht den Tatsachen entspricht. Das sollte man im Hinterkopf behalten, wer sich Exotik aus Grenzmärkten oder strukturierten Anleihen ins Depot holt.
Da die meisten ETF-Anteile über die Börse gehandelt werden, lassen sich viele täuschen. Die Liquidität der Anlagen im Portfolio spiele keine Rolle. Schließlich muss die Fondsgesellschaft ja nichts tun, damit zwei unabhängige Anleger einen Handel abschließen können. Eine solche Sichtweise ignoriert aber, dass Portfolios immer wieder umgeschichtet werden müssen. Das Risiko in illiquiden Märkten starke Preisabschläge zulasten des Fonds zu erleiden, besteht versteckt jeden Tag und überträgt sich auf jeden Käufer.
Original oder Kunststoff? Der Unterschied zwischen physischen und synthetischen Fonds
Ein mehr oder weniger geläufiger Unterschied zwischen ETFs ist die Replikationsmethode, sprich die Umsetzungsweise der Anlagestrategie. Dabei kann eine Fondsgesellschaft den Vergleichsindex nämlich „physisch“ nachbilden in dem sie – wie bei anderen Fonds auch – das Portfolio selbst nachbildet und regelmäßig umschichtet. Oder sie geht über ein Termingeschäft mit einer Gegenpartei eine laufende Wette ein, bei der Gewinne des Vergleichsindex dem Fondsvermögen „synthetisch“ zugerechnet werden.
Die Vorteile für den jeweiligen Ansatz liegen dabei auf der Hand. Physische ETFs holen sich die zur Strategie passenden Wertpapiere in den eigenen Korb. Das ist vorteilhaft für Anleger, die sich an eine bestimmte Strategie halten (z.B. MSCI World) und Kapital im größeren Rahmen über einen Sparplan aufbauen. Mit einem physischen ETF diversifizieren die Anleger dabei über alle im Index enthaltenen Wertpapiere. Der Nachteil der physischen Portfolios ist natürlich der entsprechend hohe Verwaltungsaufwand.
Ganz anders sieht es bei synthetischen Fonds aus: Diese basieren auf Termingeschäften mit einer einzelnen oder wenigen Gegenparteien. Da hier kein Portfolio nachgebildet wird, kommen synthetische Fonds oft zu weit geringeren Kosten. Das Risiko besteht in der Zahlungsunfähigkeit der Gegenpartei, was in der Finanzkrise 2008 bei vielen Anlegern von strukturierten Produkten zu Buche geschlagen hat. Synthetische Fonds sollte nur nutzen, wer selbst ein breit gestreutes ETF-Portfolio hält.
Wann ist Zahltag? Die Unterschiede in der Auszahlungsmethode
„Cash ist King“ – eine Binsenweisheit im Umgang mit Geld. Sowohl bei Dividenden- wie auch Zinszahlungen trifft das natürlich auch auf ETF-Anleger zu! Grundsätzlich gibt es auch hier zwei Unterschiede: Wer diese Zahlungen direkt erhalten will, setzt auf die sogenannte „Ausschüttung“. „Thesaurierende“ Fonds hingegen legen solche Einnahmen von den investierten Firmen für den Fonds wieder an. In diesem Fall steigt also der Nettovermögenswert des Fonds um den Betrag der Auszahlung.
Wer sich Ausschüttungen gönnen will, muss sich vor allem über die steuerlichen Auswirkungen im Klaren sein. Dividenden und Zinsen, sogenannte Kapitalgewinne, werden in den meisten Ländern nicht zu knapp besteuert – in Deutschland mit mindestens 25% oder zum Tarif der Einkommensteuer. Mit einem thesaurierenden Fonds kann man diese Auswirkungen in vielen Ländern umgehen. In Deutschland wie vielerorts auch existiert keine Vermögenssteuer, so dass das Finanzamt erst beim Verkauf der Position zugreift.
Früher oder später – worin besteht da noch der große Unterschied? Wer an seine Anlagestrategie glaubt, sollte sein Geld inkl. Cash-Zahlungen grundsätzlich investiert halten. So schafft das Geld neue Rückflüsse, der Anleger profitiert in der Folge vom Zinseszins-Effekt. Auch sollte man die Kostenseite im Hinterkopf behalten: Während die Erhöhung des Fondswerts bei thesaurierenden Anlagen zur anteiligen Höhe der allgemeinen Fondsausgaben kommt, bezahlen Kleinanleger oft hohe Broker- und Konto-Gebühren oder Aufschläge auf den Börsenpreis.
Der Mix machts!
Obwohl all diese Aspekte für ETF-Anleger von Wichtigkeit sind, gibt es für kaum einen Fall ein Vorgehen nach Schema X. Fest steht nur eins: Die Auswahl der richtigen Produkte muss mit der Anlagestrategie selbst harmonieren. Auch hier geht es um das Management der richtigen Risiken, die man auch tatsächlich im Depot haben möchte.
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