Es heißt, nur wer etwas richtig macht, wird auch kritisiert. Im Kern beinhaltet diese Aussage durchaus Wahrheit. Der MSCI World ist einer der erfolgreichsten und vielbeachtetsten Indizes der Welt. Das ruft selbstverständlich auch kritische Stimmen auf den Plan. Doch was genau ist an den verschiedenen Kritikpunkten, die gegenüber dem MSCI World vorgebracht werden, wirklich dran?
1. Die zu breite Aufstellung vermindert das Kurswachstum
Dieser spezielle Kritikpunkt wird nicht nur gegenüber dem MSCI World vorgebracht. Allerdings verkörpert der Index das, was viele Menschen, die ETFs grundsätzlich kritisch gegenüberstehen, am häufigsten an diesen kritisieren. Mit über 1.600 Unternehmen aus 23 verschiedenen Ländern ist der MSCI World zweifellos einer der am breitesten gefassten Indizes überhaupt. Das Problem, welches viele Kritiker damit haben, ist, dass unter den unzähligen Unternehmen auch viele Kandidaten mit dabei sind, deren unterdurchschnittliche Performance die Gesamtrendite schmälert.
Dieser Kritik liegt der fundamentale Gegensatz zwischen aktiven und passiven Fonds zugrunde. Als der MSCI World ins Leben gerufen wurde, geschah dies mit dem Ziel, ein Mittel zu schaffen, mit dem die Entwicklung des Marktes möglichst genau abgebildet werden konnte. Persönliche Einschätzungen zum Wachstumspotenzial unterschiedlicher Aktien sollten dabei grundsätzlich keine Rolle spielen.
Der MSCI World basiert auf der Annahme, dass der Markt selbst stets die besten Ergebnisse abliefert. Ein Vergleich zwischen der zurücliegenden Performance des Index und der Performance der meisten aktiv gemanagten Fonds beweißt die Sinnhaftigkeit dieses Ansatzes. Es ist schwer, zu prognostizieren, welche Unternehmen Jahrzehnte später zu den Gewinnern des Marktes zählen werden. Die große Zahl an enthaltenen Unternehmen verbessert daher nicht nur die Chance, auf das richtige Pferd zu setzen. Sie schafft auch ein Auffangnetz, für den Fall, dass einige Nieten mit in der Verlosung sind. Langfristig zahlt sich diese Diversifikation stets mehr aus, als jedes Stockpicking.
2. Der MSCI World ist nicht so global, wie sein Name impliziert
Der nächste Kritikpunkt schlägt in eine entgegengesetzte Kerbe. Manche Experten kritisieren, dass der MSCI World nicht breit genug aufgestellt ist. Mit lediglich 23 berücksichtigten Ländern bildet er keineswegs die ganze Welt ab. Dieser Kritikpunkt bezüglich der geringen Anzahl berücksichtigter Länder hat durchaus seine Berechtigung. Allerdings versucht der MSCI World, entegen seines Namens, gar nicht, die ganze Welt abzubilden. Es handelt sich hierbei ausschließlich um einen Index für Industrieländer. Welches Land in diesem Rahmen zu den Industrieländern gezählt werden sollte, steht dabei auf einem anderen Blatt.
Allerdings ist dem Herausgeber des MSCI World durchaus klar, dass sich mit diesem Index allein nicht die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Welt abdecken lässt. Aus genau diesem Grund wurde mit dem MSCI Emerging Markets ein weiterer Index ins Leben gerufen, der speziell Unternehmen aus Schwellenländern abbildet. Die viel zitierte 70/30-Mischung aus MSCI World und EM beruht auf dem Wunsch vieler Anleger, möglichst breit gestreut von der weltwirtschaftlichen Entwicklung zu profitieren.
3. Der MSCI World ist zu US-lastig
Obwohl das BIP der USA lediglich 15 Prozent der Weltwirtschaftsleistung ausmacht, stellen US-Unternehmen über 60 Prozent des MSCI World. Dadurch betrachten manche Anleger den Index als zu stark auf die US-Wirtschaft ausgerichtet. Auch dieser Kritikpunkt ist durchaus nicht so leicht von der Hand zu weisen.
Allerdings muss hierbei beachtet werden, dass die starke Überrepräsentierung von US-Unternehmen nicht auf eine willkürliche Entscheidung des Index-Herausgebers zurückzuführen ist. Der MSCI World berücksichtigt ausschließlich die Marktkapitalisierung eines Unternehmens. Der Grund, weshalb US-Konzerne so stark dominieren, ist daher schlicht auf die Tatsache zurückzuführen, dass viele der nach Marktkapitalisierung größten Unternehmen der Welt aus den USA kommen.
Besonders die großen Tech-Konzerne verfügen mittlerweile über einen enormen Börsenwert. So weist Apple, das derzeit wertvollste Unternehmen der Welt, einen höheren Börsenwert auf, als sämtliche DAX-Unternehmen zusammengenommen. Solange diese Unternhemen dazu beitragen, dass die Rendite des MSCI World weiterhin in die Höhe schnellt, hat dieser Umstand durchaus etwas Positives. Gleichfalls sollten sich Anleger deswegen dennoch Gedanken darüber machen, in ihrem Portfolio ein gewisses Gegengewicht zu den vielen US-Anteilen zu schaffen.
4. Die entsprechenden ETFs bergen ein Währungsrisiko
Viele ETFs auf den MSCI World laufen auf Dollar. Dadurch entstehe für Anleger in Europa, laut einigen Kritikern, ein Währungsrisiko. Die große Bedeutung des Dollars für den MSCI World ist selbstverständlich auf die Tatsache zurückzuführen, dass ein Großteil der enthaltenen Unternehmen in den USA operieren. Weil diese Titel an den US-Börsen gelistet sind, werden sie auch entsprechend in US-Dollar gehandelt. Aus genau diesem Grund spielt es übrigens auch keine Rolle, in welcher Währung der ETF an sich gehandelt wird. Um in die verschiedenen US-Anteile zu investieren, muss das Geld hinterher nämlich ohnehin in Dollar umgewandelt werden.
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Allerdings überschätzen Anleger teilweise die Gefahr, welche von Wechselkursänderungen ausgeht. Kurzfristig können sich derartige Schwankungen zwar durchaus auf die Rendite bemerkbar machen. Jedoch sollten besonders ETFs auf den MSCI World über einen langen Zeitraum hinweg gehalten werden. Und genau über einen solch langen Zeitraum fallen Wechselkursänderungen nicht mehr sonderlich stark ins Gewicht. Selbst wenn man den Wektmarktindex nachträglich auf Euro umrechnet, hätte er über sein Bestehen hinweg dennoch eine durchschnittliche jährliche Rendite von 7 Prozent eingebracht.
5. China, Südkorea und Indien sind als Schwellenländer nicht dabei
Dieser Kritikpunkt weist Überschneidungen mit Punkt 2 auf. Dieses Mal liegt der Fokus allerdings auf der Tatsache, dass ein vollindustrialisiertes Land wie Südkorea vom Index nicht zu den Industrieländern gezählt wird. Auch die Entscheidung, große Wirtschaftsnationen wie China und Indien auf die Schwellenland-Ersatzbank des MSCI EM abzuschieben, wird von manchen kritisiert.
Dieser Kritikpunkt ist tatsächlich durchaus berechtigt. Jedem, der einmal in Südkorea gewesen ist, wird klar sein, dass es sich dabei um ein vollständig entwickeltes Land handelt. Allerdings zieht MSCI für seine Bewertung noch andere Maßstäbe heran. Der Hautpgrund dafür, dass Südkorea bisher nicht im MSCI World vertreten ist, ist die Tatsache, dass sich viele der börsennotierten Unternehmen dort nicht im ausreichenden Maße im Streubesitz befinden. FTSE sieht dies beispielsweise weniger eng und zählt Südkorea daher bereits als Industrieland.
In Ländern wie China und Indien klafft die wirtschaftliche Entwicklung allerderings nach wie vor noch teils erheblich auseinander. Dennoch gibt es auch dort bereits eine ganze Reihe attraktiver Anlagemöglichkeiten. Allerdings besteht mittels des MSCI EM die Möglichkeit, auch breit gestreut in diese Märkte zu investieren. Wer hingegen am liebsten nur einen einzelnen ETF hierfür nutzen möchte, könnte stattdessen einen Blick auf den MSCI AWCI werfen, in dem auch zahlreiche Schwellenländer Berücksichtigung finden.
6. Es sind viele Unternehmen mit mangelhafter Ethik enthalten
Einige Menschen kritisieren, dass der MSCI World nicht wirklich nachhaltig ist. Viele der enthaltenen Unternehmen genießen einen eher zweifelhaften Ruf. Nicht wenige Konzerne betreiben eine Gewinnmaximierung auf Kosten der Umwelt. Rüstungskonzerne sind ebenso enthalten wie Unternehmen, deren Profitmarge zu einem nicht unwesentlichen Teil auf Ausbeutung beruht.
Obwohl diese Kritik ebenfalls durchaus ihre Berechtigung hat, läuft sie beim MSCI World jedoch ins Leere. Die einzige Aufgabe des Index ist es, die größten Unternehmen der Indusrtieländer zu bündeln. Andere Aspekte spielen dabei keine Rolle. Ob man bereit ist, von Unternehmen zu profitieren, deren Geschäftsmodell man als ethisch fragwürdig empfindet, ist eine Entscheidung, die jeder Anleger für sich selbst treffen muss. Aus genau diesem Grund werden Indizes, die besonderen Wert auf Kriterien der Nachhaltigkeit und Ethik legen, zunehmend beliebter. So bietet beispielsweise der MSCI World Socially Responsible Index eine gute Alternative.
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