Nur wenige Dinge werden von Anlegern mehr gefürchtet als eine Blase. An der Börse werden häufig Erwartungen an die Zukunft eingepreist. Manchmal geht jedoch die Fantasie mit Anlegern durch. In der Hoffnung auf eine Zukunft, die größer ist als alles, was die Realität bieten kann, schaukeln sie die Preise in immer schwindelerregendere Höhen. Irgendwann platzt jedoch jede Blase einmal und der folgende Absturz kann umso schmerzhafter ausfallen.
Alle, die bereit sind, auf den nächsten Hype aufzuspringen, sollten sich vorher diese warnenden Beispiele aus der Geschichte zu Gemüte führen. Die folgenden 8 Spekulationsblasen kamen Anleger in der Vergangenheit teuer zu stehen.
1. Die niederländische Tulpenmanie (1637)
Nachdem Tulpen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in den Niederlanden eingeführt worden waren, avancierten sie schnell zu einem Liebhaberobjekt. Nach kurzer Zeit entfachte sich um die Blumen ein reger Handel. Dabei stieg vor allem die Nachfrage nach seltenen Sorten. Im Laufe der Jahre stiegen die Preise für Tulpenzwiebeln immer weiter in die Höhe.
Seinen Höhepunkt erreichte die Tulpenmanie im Frühjahr 1637. Innerhalb von zwei Wochen stieg der Preis für eine Tulpensorte von 125 Gulden auf 1.500 Gulden. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Jahreseinkommen lag in den Niederlanden zu jener Zeit bei 150 Gulden. Die begehrtesten Sorten erzielten zum Teil sogar einen Stückpreis, welcher jenen der teuersten Häuser in Amsterdam übertraf.
Nachdem die Preisspirale am 3. Februar ihren Höhepunkt erreicht hatte, setzte der rapide Preisverfall zwei Tage später ein. Innerhalb weniger Wochen brach der Preis um mehr als 95 Prozent ein. Händler blieben auf Kontrakten für Tulpenzwiebeln im Sommer sitzen und verloren ein Vermögen. Allgemeinhin wird die Tulpenmanie als die erste Spekulationsblase der Geschichte angesehen.
2. Die Südseeblase (1720)
Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts existierte in London eine florierende Wertpapierbörse. Hier sollte sich bereits wenige Jahre später die erste Börsenblase der Welt abspielen. Im Zentrum stand dabei die 1711 gegründete South Sea Company. Die britische Regierung hatte dem Unternehmen ein Monopol auf den lukrativen Handel mit Mexiko und Südamerika eingeräumt. Die Aussicht auf exotische (und profitable Waren) ließ den Aktienkurs schnell in die Höhe schießen. 1720 war der Preis pro Aktie von 128 Pfund auf 1.000 Pfund hochgeschnellt.
Die Sache hatte allerdings einen gewaltigen Haken: Zu jener Zeit befanden sich sowohl Mexiko als auch Südamerika im Besitz der spanischen Krone. Das von britischer Seite eingeräumte Handelsmonopol war daher vollkommen wertlos. Nachdem sich diese Erkenntnis auch bei den Investoren herumgesprochen hatte, brach der Kurs bis zum September auf 175 Pfund ein.
Zahlreiche Investoren verloren einen erheblichen Teil ihres Kapitals. Der wohl berühmteste Leidtragende war Isaac Newton, welcher rund 20.000 Pfund verlor. Die britische Regierung sah sich zu einer Rettungsaktion genötigt, um die daraus resultierende Rezession abzufedern. Die hierfür notwendig gewordenen Anleihen konnte Großbritannien erst im Jahr 2015 endgültig abbezahlen.
3. Die Mississippi-Blase (1720)
Auf der anderen Seite des Kanals sollte sich im gleichen Jahr eine weitere Blase bilden. Nachdem der französische Staat unter König Louis XIV. einen massiven Schuldenberg angehäuft hatte, hatte der schottische Ökonom John Law einen Plan entwickelt, wie sich Frankreich dieser Schuld entledigen könnte. Er gründete die Compagnie d’Occident (Mississippi-Kompanie), welcher vonseiten Frankreichs das exklusive Handelsrecht mit der französischen Kolonie Louisiana eingeräumt wurde. Im Gegenzug durfte das Unternehmen Aktien im Austausch für Staatsschulden herausgeben.
Wie sich jedoch herausstellen sollte, bot die französische Kolonie in der Neuen Welt wesentlich weniger lukrative Handelsgelegenheiten als ursprünglich erhofft. Nachdem der Aktienkurs von 500 Livre auf 10.000 Livre hochgeschnellt war, folgte daher für viele Anleger ein böses Erwachen. Im September 1721 lag der Kurs abermals bei 500 Livre pro Anteil und Law musste Frankreich fluchtartig verlassen.
4. Die Panik von 1819
Infolge der Napoleonischen Kriege war der Preis für Agrargüter in Europa in die Höhe geschnellt. Zur gleichen Zeit bot sich den Siedlern in Amerika durch die stetige Expansion Richtung Westen immer mehr Farmland. In der Hoffnung auf hohe Profite schnellten die Preise für Land in die Höhe. Um mehr Siedler zum Kauf anzuspornen, erlaubte die US-Regierung, dass lediglich ein Viertel des verlangten Preises im Voraus bezahlt werden musste. Der Rest wurde über Kredite finanziert.
Dies sollte sich jedoch als fataler Fehler herausstellen. Nach dem Ende der Kriege in Europa kehrten die Soldaten vielfach auf ihre Farmen zurück, wodurch die Agrarpreise wieder stark sanken. Dadurch sank nun jedoch auch die erhoffte Profitabilität neuer Farmen in den USA. Die Second Bank of the United States verschärft daraufhin ihre eigenen Kreditvergaberegeln und gab Geldscheine nur noch gegen Gold und Silber heraus. Nachdem sich jedoch herausstellte, dass die Bank nicht in der Lage war, ihre eigenen Geldnoten mit ausreichend Goldreserven abzusichern, stürzte das ganze Land in eine schwere Rezession.
5. Der Schwarze Donnerstag (1929)
Nach dem Ende des 1. Weltkrieges begann die amerikanische Wirtschaft zu boomen. Die Kurse an den Börsen kletterten rasch in die Höhe, was wiederum immer mehr Anleger an den Markt drängen ließ. Schnell verfestigte sich der Glaube an einen “ewigen Wohlstand”. Angetrieben von immer höheren Kursen, griffen Anleger zu Schulden, um noch mehr Geld in Aktien investieren zu können. Alle Warnungen wurden hingegen als Schwarzmalerei abgetan.
Nachdem die Kurse angefangen hatten, zu stagnieren, wurde ab Mitte Oktober einer wachsenden Zahl an Anlegern bewusst, dass sie ihre Kredite aufgrund ausbleibender Gewinne nicht mehr würden zurückzahlen können. Folglich brach das Handelsvolumen ein.
Um 11 Uhr am 24. Oktober 1929 nahm die Katastrophe schließlich ihren Lauf. Nachdem ein Londoner Spekulant Bankrott gegangen war, brach am New York Stock Exchange die blanke Panik aus. Händler verkauften plötzlich zu jedem erdenklichen Preis. Die hieraus resultierenden Wellen waren schließlich der Auslöser für die große Weltwirtschaftskrise. Innerhalb von drei Jahren sollte der Dow Jones dabei beinahe 90 Prozent seines Wertes einbüßen.
6. Der japanische Immobilienboom (1991)
Mitte der 1980er senkte die japanische Notenbank ihren Zins massiv, um die seit einiger Zeit stagnierende Wirtschaft wieder anzukurbeln. Dies führte jedoch dazu, dass es zu erheblichen Kapitalzuflüssen in den Aktien- und Immobilienmarkt kam. Innerhalb von fünf Jahren verdreifachte sich dadurch der Preis im städtischen Immobilienmarkt. 1991 sollte diese Entwicklung ihren Höhepunkt erreichen. Mit einem Gesamtwert von 18 Billionen Dollar übertraf der Bodenwert in Japan zu jener Zeit den Bodenwert der gesamten Vereinigten Staaten.
Nachdem die japanische Notenbank den Zins zu Beginn der 90er wieder angehoben hatte, geriet das Land in eine Deflationsspirale. Der Nikkei verlor rund 60 Prozent an Wert und die Immobilienpreise brachen ein. Die folgenden zwei Jahrzehnte werden in Japan als die “zwei verlorenen Dekaden” bezeichnet.
7. Die Dotcom-Blase (2000)
Gegen Ende der Neunziger entfachte sich an der Börse ein regelrechter Hype um die New Economy. Das Internet war zu jener Zeit für viele noch Neuland. Immer neue Internet-Firmen schossen aus dem Boden und zahlreiche Anleger und Spekulanten sahen die Möglichkeit gekommen, an einer technologischen Revolution teilzuhaben. Infolgedessen kletterten auch die Aktienkurse dieser neuen Unternehmen immer weiter in die Höhe. Der Kurs des Nasdaq Composite Index vervielfachte sich innerhalb weniger Jahre und erreichte im März 2000 schließlich mehr als 5.000 Punkte.
Es sollte sich jedoch herausstellen, dass viele Unternehmen keineswegs in der Lage waren, Umsätze in der erhofften Höhe zu generieren. Ab März begannen die Kurse erstmals zu sinken. Die folgenden Kapitalabflüsse ließen wiederum Kleinanleger in Panik geraten. Es folgte ein massiver Kurseinbruch.
In den folgenden Jahren sollte sich das Internet tatsächlich als so revolutionär und profitabel herausstellen, wie ursprünglich von Anlegern erhofft. 15 Jahre später egalisierte der Nasdaq schließlich seinen alten Rekordwert. In diesem Fall lohnte es sich an der Börse ausnahmsweise einmal nicht, der Erste zu sein.
8. Die US-Immobilienblase (2007)
Seit dem Ende der 1990er-Jahre verzeichnete der US-Immobilienmarkt einen Boom. Bis 2005 war die Hauseigentümerquote im Land auf 68,9 Prozent angestiegen. Infolge der Dotcom-Blase hatte die US-Notenbank Fed die Zinsen stark gesenkt. Nachdem sich viele Investoren zuvor an Internet-Aktien die Finger verbrannt hatten, gewannen hypothekenbesicherte Wertpapiere rasch an Beliebtheit. Gleichzeitig wurden jedoch Darlehensnehmern mit immer geringerer Bonität Kredite gewährt.
Nachdem es immer mehr Kreditnehmern schwergefallen war, ihre Immobilienkredite zurückzuzahlen, brach die kreditinduzierte Immobilienblase 2007 zusammen. Viele Finanzinstitute mussten plötzlich feststellen, dass ihre hypothekenbesicherten Wertpapiere keineswegs so sicher waren, wie es die Bewertungen der Ratingagenturen hätten vermuten lassen. In der Folgezeit entwickelte sich hieraus die Finanzkrise, in welcher einige der größten Investmentbanken der Welt zu Fall kamen.
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