Es ist lange her, dass der Name Kodak bei Anlegern Interesse hervorgerufen hat. Doch in den vergangenen Tagen explodierte der Kurs der Aktie plötzlich wie aus heiterem Himmel. Die Gründe hierfür sind gleich aus mehrfacher Hinsicht kurios.
Kodak-Aktie schnellt in die Höhe
Noch Mitte Juli bewegte sich der Kurs der Kodak-Aktie (ISIN: US2774614067) um 1,80 US-Dollar je Anteilsschein. Dann explodierte der Kurs jedoch innerhalb weniger Tage. Kostete die Aktie am 28. Juli noch 2,30 Dollar, stieg der Preis am 29. Juli um 16 Uhr plötzlich kurzzeitig auf 39,85 Dollar. Innerhalb eines einzigen Tages war der Kurs um mehr als 2.000 Prozent in die Höhe geschnellt. Zwar sollte dieser massive Anstieg nur sehr kurzlebig sein. Mit einem derzeitigen Wert von beinahe 14 Dollar weist der Aktienkurs innerhalb der letzten fünf Tage dennoch weiterhin ein Kursplus von fast 470 Prozent auf. Was genau war passiert?
Kodaks neue Rolle als Pharmaproduzent
Der ursprüngliche Auslöser für den plötzlichen Run auf die Aktien des einstigen Fotoausrüsters Eastman Kodak war bizarrerweise ein Gesetz, welches vor 70 Jahren im Zuge des Koreakrieges aufgelegt worden war. Der Defense Production Act von 1950 diente ursprünglich dazu, um US-amerikanische Unternehmen dazu zu verpflichten, ihre Produktion auf die Herstellung kriegswichtiger Güter umzustellen. Der durch die Corona-Krise hervorgerufene Gesundheitsnotstand hatte die US-Regierung dazu veranlasst, das Gesetz wieder zu reaktivieren, um die Versorgung der Vereinigten Staaten mit dringend benötigten medizinischen und pharmazeutischen Gütern zu gewährleisten.
Eines der Unternehmen, welches nun von US-Präsident Donald Trump hierfür eingespannt wird, ist Kodak. In einer Erklärung verlautbarten Kodak und die US-Regierung, dass in Zukunft eine neue Unternehmenssparte unter dem Namen Kodak Pharmaceuticals ins Leben gerufen werden soll. Diese werde sich der Herstellung einer Reihe von unverzichtbaren pharmazeutischen Komponenten widmen. Viele von diesen würden derzeit nicht in den USA hergestellt werden, sondern müssten importiert werden. Da sie jedoch essenziell für die Herstellung diverser Pharmazieprodukte sind, sei es im Interesse der nationalen Sicherheit, dass die US-amerikanische Pharmaziebranche von nationalen Herstellern beliefert werden könne, um weniger abhängig von ausländischen Importen zu werden. Zwecks Aufbau der hierfür notwendigen Produktionskapazitäten erhält Kodak ein 765 Millionen Dollar schweres staatliches Darlehen.
Rückkehr aus der Bedeutungslosigkeit?
Tatsächlich wäre dies nicht das erste Mal, dass sich Kodak an der Herstellung pharmazeutischer Chemikalien versucht. Bereits 1988 hatte der Kameraproduzent ein US-Pharmaunternehmen für fünf Milliarden Dollar übernommen, um sich ein zweites Standbein aufzubauen. Allerdings sollte sich dieser Versuch als kostspieliger Fehlschlag erweisen.
Kodaks damalige wie auch heutige Berührungspunkte mit der chemischen Industrie und Pharmazie erscheinen nur auf den ersten Blick weit hergeholt. Ursprünglich war das Unternehmen Ende des 19. Jahrhunderts gegründet worden. Konzentrierte man sich anfangs noch auf die Herstellung einfacher Kameras, eignete sich Kodak im Laufe der Jahrzehnte auch ein umfassendes Know-how über die chemische Herstellung zahlreicher notwendiger Zusatzmaterialien für Kameras und Fotografie an.
Über Jahrzehnte hinweg war Kodak eine weltbekannte Marke für Kameras aller Art. Mit dem Siegeszug der digitalen Fotografie sollte jedoch schließlich der Niedergang des Unternehmens einsetzen. Zwar versuchte Kodak durchaus, sich in diesem Bereich ein Standbein aufzubauen. Jedoch war das Geschäft auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten. In der Folgezeit gelang es dem Unternehmen, haarscharf einer Insolvenz zu entkommen und als Spezialist für den Digitaldruck eine Marktnische für sich herauszuschlagen.
Die Rolle von Robinhood
Kodaks Wandlung zum Pharma-Zulieferer erklärt nun zwar, weshalb sich Anleger in den vergangenen Tagen stärker für die Aktie interessiert haben. Jedoch hätte dies allein wohl kaum ausgereicht, um den Kurs des Papiers innerhalb kürzester Zeit dermaßen in die Höhe zu treiben. Möglich wurde dies erst durch die große Schar an Junganlegern, welche seit einigen Monaten an die Börse strömt.
Im Zentrum des Kuriosums rund um die Kodak-Aktie steht dabei der Neo-Broker Robinhood. Dessen Trading-App hat sich in letzter Zeit zu einer der beliebtesten Anlageplattformen für junge Menschen in den USA entwickelt. Die meisten von ihnen haben erst vor wenigen Monaten zu Beginn der Krise damit begonnen, in den Aktienmarkt zu investieren. Über Social Media und Online-Foren wie beispielsweise Reddit tauschen sich dabei tagtäglich viele von ihnen über die neuesten Anlagemöglichkeiten und potenziell profitable Trades aus.
Diese Entwicklung hat bereits eine Reihe von Experten dazu veranlasst, Kritik zu äußern. Das dabei am häufigsten vorgebrachte Argument ist, dass viele der jungen Börseneinsteiger den Aktienhandel eher wie ein Spiel oder eine soziale Freizeitaktivität betrachten würden.
Über 100.000 Kleinanleger treiben Kurs in die Höhe
Tatsächlich sorgen Foren und Social Media dafür, dass sich die zahlreichen Nutzer von Robinhood regelmäßig geradezu aufschaukeln, wenn eine neue Tradingmöglichkeit in den Fokus rückt. Dies hatte bereits des Öfteren zur Folge gehabt, dass innerhalb kurzer Zeit unzählige Kleinanleger in bestimmte Aktien investierten. So gehen einige Experten davon aus, dass der kurstechnische Höhenflug so mancher Tech-Aktie in den vergangenen Monaten zumindest zum Teil auf die zahllosen Nutzer von Robinhood zurückzuführen ist.
Genau dies war nun offenbar auch bei der Kodak-Aktie geschehen. Innerhalb weniger Stunden investierten scheinbar mehr als 100.000 Robinhood-Accounts in Kodak. Bei einem Papier, welches bis dahin so gut wie kein Handelsvolumen aufgewiesen hatte, entfaltete dieser Ansturm eine erhebliche Wirkung. Mittlerweile ist der Kurs wieder deutlich gefallen.
Mögliche Erfolgsgeschichte oder drohender Reinfall?
Ob Kodak jedoch in der Lage sein wird, diese hohe Bewertung auf Dauer zu rechtfertigen, steht derzeit noch in den Sternen. In den kommenden Monaten dürfte das Unternehmen von den staatlichen Zuschüssen sowie der stark gestiegenen Nachfrage aufgrund der Corona-Krise getragen werden. Allerdings ist es momentan völlig unklar, ob Kodaks erneuter Vorstoß in die Produktion von Pharma-Komponenten wirklich dauerhaft rentabel sein wird.
Laut einer kürzlich von Barclays veröffentlichten Studie, hatte die Robinhood-Gemeinde bisher nicht übermäßig Glück mit ihren Anlageentscheidungen. Bisher performten die Lieblingsaktien der jungen Trader eher unterdurchschnittlich im Vergleich zum restlichen Markt. Nur die Zeit wird zeigen, ob diese Zusammenkunft von technikbegeisterten Junganlegern und einem beinahe vergessenen Unternehmen aus dem vordigitalen Zeitalter von dauerhaftem Erfolg gekrönt sein wird.
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