Thematische ETFs sind seit einiger Zeit groß im Kommen. Die Nachfrage steigt und Anbieter entwickeln immer neue Anlage-Themen. Wer auf das richtige Thema setzt, kann von den großen Trends der Zukunft profitieren und erhebliche Rendite erzielen. Doch die Gefahr, langfristige Entwicklungen mit kurzfristigen Modeerscheinungen zu verwechseln, schwingt immer mit.
Starker Anstieg bei thematischen ETFs in den letzten Jahren
ETFs als Ganzes sind bereits seit geraumer Zeit im Aufwind. Doch innerhalb der breiten Masse der Indexfonds stieg zuletzt vor allem die Nachfrage nach thematischen ETFs stark an. Laut Daten von Morningstar ist das verwaltete Vermögen von thematischen ETFs allein innerhalb Europas in den letzten drei Jahren um das Fünffache gestiegen. Derzeit beläuft sich diese Summe auf rund 8,5 Milliarden Euro.
Zwar machen thematische ETFs momentan lediglich 1 Prozent der Gesamtzahl aller verfügbaren Indexfonds in Europa aus. 30 der 40 thematischen ETFs, welche derzeit gelistet sind, wurden jedoch nach 2018 aufgelegt. Sowohl Angebot als auch Nachfrage nach dieser Form von Indexfonds wachsen also in letzter Zeit rapide.
Derzeit gibt es keine Anzeichen, dass sich dieser Trend nicht auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Ganz im Gegenteil: Die aufkommenden Megatrends sowie die rapiden Umwälzungen aufgrund der Corona-Krise tragen eher noch dazu bei, dass sich die Zahl der thematischen ETFs auf absehbare Zeit deutlich erhöhen wird. Es vergeht mittlerweile kaum ein Monat, indem keine neuen Fonds mit einem Fokus auf spezifische Themenfelder ins Leben gerufen werden. Dabei ist kein Feld zu obskur, als dass nicht früher oder später jemand auf die Idee kommen könnte, einen darauf maßgeschneiderten ETF ins Leben zu rufen.
Thematische ETFs erlauben einen stärkeren Anlagefokus
Was thematische Indexfonds so attraktiv macht, ist die Möglichkeit, fokussiert auf bestimmte wirtschaftliche Bereiche und Entwicklungen mit hohem Wachstumspotenzial zu setzen. Dabei lässt sich zwischen zwei unterschiedlichen Arten von Fokus unterscheiden. Zum einen können Anleger mittels eines solchen Fonds auf spezifische Nischenmärkte setzen, die sich auf bestimmte Technologien und Entwicklungen konzentrieren. Zum anderen erlauben es thematische ETFs, von breit gefächerten Veränderungen zu profitieren, deren Wirkunsgbereich sich auf viele verschiedene Branchen und Gesellschaftsbereiche erstreckt.
Über herkömmliche Indizes lässt sich ein solcher Fokus nur schwerlich einrichten. Technologie-Indizes wie der Nasdaq oder der TecDAX beinhalten beispielsweise zahlreiche Tech-Unternehmen und eignen sich daher durchaus, um vom technologischen Wandel zu profitieren. Wer jedoch speziell auf Cloud-Computing oder Automatisierung setzen möchte, findet bei den ETFs auf diese Indizes auch zahlreiche Positionen wieder, welche nichts mit diesen Themen zu tun haben. Gleichfalls umfassen Megatrends wie die Urbanisierung oder die zunehmende Alterung der Gesellschaft zahlreiche Wirtschaftsbereiche, welche ansonsten nur in den größten und am breitesten gefassten Indizes Platz finden.
Mit einem thematischen ETF haben Anleger jedoch die Möglichkeit, zielgerichtet in alle für eine bestimmte Entwicklung relevanten Unternehmen zu investieren. Auf diese Weise können sie in größerem Umfang von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Trends profitieren, als dies mit herkömmlichen Indexfonds möglich wäre.
Megatrends bieten Chancen
Eng verbunden mit dem Aufstieg thematischer ETFs ist das Konzept der sogenannten Megatrends. Hierunter versteht man grundlegende technologische und gesellschaftliche Umwälzungen, deren Auswirkungen in Zukunft viele Bereiche des wirtschaftlichen und sozialen Lebens entscheidend verändern werden.
Einer der wohl bekanntesten Megatrends ist die fortschreitende Digitalisierung. Da sich viele dieser Trends gegenseitig bedingen und verstärken, gibt es thematisch gesehen teils starke Überschneidungen. Im Fahrwasser der Digitalisierung entwickeln sich z. B. auch die Megatrends Automatisierung und künstliche Intelligenz. Andere langfristige Entwicklungen betreffen die menschliche Art zu Leben und die sich ändernden Bedürfnisse in einer zunehmend globalisierten und überbevölkerten Welt.
Um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, bedarf es innovativer Technologien und teils völlig neuartiger Wirtschaftszweige. Unternehmen, welche sich hier als Vorreiter etablieren können, bieten Anlegern ungeahntes Renditepotenzial. Es ist diese Aussicht auf Rendite, die immer mehr Anleger auf thematische ETFs aufmerksam werden lässt. Dave Nadig, der Director of Research bei ETF Trends, betrachtet Themen daher als neue Art von Faktoren analog zu Value, Growth oder Momentum.
Hohe Volatilität durch engen Fokus
Gleichzeitig bergen Themen-ETFs jedoch auch eine Reihe von Gefahren für Anleger. Zum einen ist hier die hohe Volatilität zu nennen. Dieses Problem betrifft vor allem Indexfonds, die sich auf stark fokussierte Marktsegmente spezialisieren. So gilt der Gesundheitssektor beispielsweise stets als sichere Anlagemöglichkeit. Die Nachfrage nach medizinischer Behandlung ist, sowohl in konjunkturellen Hochphasen wie auch während einer Krise, immer relativ gleich hoch. Konzentriert sich ein ETF nun jedoch auf ein spezielles Thema innerhalb des Gesundheitssektors wie z. B. Hersteller von Medizintechnik oder Biotechs, welche sich auf die Bekämpfung eines Virus spezialisieren, ist die Gefahr von Schwankungen ungleich höher.
Die gleiche Volatilität, die thematische ETFs für Renditesuchende oft so attraktiv macht, kann sich schnell auch als zweischneidiges Schwert erweisen. Laut Roger Nussbaum von Seeking Alpha stehen die Enge des thematischen Fokus eines ETFs und dessen Volatilität in einem unmittelbaren Zusammenhang. Anleger sollten daher eine zu starke Exposition in einem bestimmten Nischensegment vermeiden. Themen-ETFs können ihre Stärke am besten als Rendite-Booster innerhalb eines Portfolios ausspielen. Wer sich hingegen zu sehr auf den Nischenfokus konzentriert, läuft im Zweifelsfall Gefahr, Verluste einzufahren.
Nicht jeder Trend ist von Dauer
Ein weiteres Risiko stellt die Dauerhaftigkeit eines Trends dar. Nicht jede wirtschaftliche, technologische oder anderweitige Entwicklung ist von Dauer. Viele Trends, die vor wenigen Monaten noch der große Renner waren, können sich wenig später bereits als vorübergehende Modeerscheinungen offenbaren.
Die Investmentwelt ist oftmals sehr wankelmütig und kurzlebig. Jeder Investor ist stets auf der Suche nach dem nächsten großen Ding. Sobald bestimmte Unternehmen oder Branchen ihr Potenzial auch nur andeuten, entsteht sehr schnell ein großer Hype. Investoren und Anleger stürzen sich auf die Aktien, denn keiner will zu spät kommen und womöglich das nächste Amazon verpassen.
Allerdings entstehen Unternehmen wie Amazon nicht jeden Tag und nicht jeder Trend hat dieselbe Nachhaltigkeit und Tragweite wie der E-Commerce oder Cloud-Computing. Anleger, welche frühzeitig von Trends und aufkommenden Themen profitieren möchten, dürfen nicht bloß auf die derzeitigen Kursentwicklungen und die vollmundigen Marketingversprechungen achten. Jedem dauerhaften Trend liegen technologisches Potenzial, sich ändernde wirtschaftliche und gesellschaftliche Verhältnisse oder eine langfristige Nachfrage zugrunde.
Hohe Liquidationsrate bei thematischen ETFs
Hinzu kommt, dass nicht jeder ETF, der einen nachhaltigen Trend erfasst, auch wirklich dauerhaft von diesem Trend profitieren kann. Kaum jemand wird bezweifeln, dass Digitalisierung und Internet in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu zwei der dominierenden Faktoren der globalen Wirtschaft geworden sind. Dennoch dient das Platzen der Dotcom-Blase vielen Anlegern bis heute als mahnendes Beispiel.
Auch Unternehmen wie Yahoo, AOL oder MyPage waren einst bekannte Größen des Internets, ehe sie an Bedeutung verloren. Nicht jeder Vorreiter kann sich dauerhaft auf seinem Markt behaupten. Gleichfalls muss nicht jeder thematische ETF unbedingt eine starke Rendite erzielen, selbst wenn sich sein zugrunde liegendes Thema nicht als vorübergehende Modeerscheinung offenbaren sollte.
Die Rate, mit welcher thematische ETFs in den vergangenen Jahren wieder geschlossen wurden, sollte Anleger daher zur Vorsicht mahnen. Von sämtlichen thematischen Indexfonds, welche seit 2012 aufgelegt worden sind, wurden mittlerweile rund 80 Prozent wieder geschlossen. Wie alle anderen Faktoren auch, bieten Themen ein großes Renditepotenzial. Doch sollten sich Anleger auch stets der Risiken bewusst sein.
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