Die Thyssenkrupp Nucera AG & Co. KGaA konnte am Montagvormittag starke Quartalszahlen vorlegen, die die Aktie direkt über 4 % nach oben drückten. Beachtliches Wachstum bei Umsatz und Betriebsergebnis beflügeln den Kurs. Die Projekte rund um Wasserstoff helfen dem Geschäft von Nucera und lassen Analysten weiter Großes erwarten.

Gute Quartalszahlen von Nucera

Thyssenkrupp Nucera, ansässig in Dortmund, ging erst im Juli dieses Jahres an die Börse und startete mit einem Aktienpreis von 23,52 Euro. Die nun veröffentlichten Ergebnisse sind damit die ersten seit dem Marktdebüt, zeigen aber ein stolzes Umsatzwachstum von 90 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Für Nucera ist es das dritte Quartal des Geschäftsjahres, in welchem 187,5 Mio. Euro Umsatz erzielt wurden. Das Umsatzwachstum wurde vor allem durch Großprojekten in Saudi-Arabien und einer Anlage in Rotterdam zur alkalischen Wasserelektrolyse getragen. Mit 110 Mio. Euro stieg der Umsatz in diesem Bereich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um das Elffache. Im Bereich Chlor-Alkali lag der Umsatz trotz eines starken Servicegeschäfts mit 77 Mio. Euro unter dem Vorjahresniveau von 89 Mio. Euro.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern betrug 7 Mio. Euro und 59 % mehr als im Vorjahr. Insgesamt stieg das operative Ergebnis in den ersten neun Monaten um 77 % auf 20 Mio. Euro, während es im Vorjahreszeitraum noch 11 Mio. Euro waren. Die EBIT-Marge lag bei 3,7 %, weniger als die 4,4 % 2022, allerdings wurde dies durch wichtige Investitionen in Wasserelektrolyseanlagen für die Produktion von grünem Wasserstoff verursacht. Hier hat Nucera im industriellen Maßstab investiert, weswegen Analysten die Belastung erwartet hatten.

Des Weiteren stieg der Auftragseingang im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 % auf 242 Mio. Euro, angetrieben in erster Linie durch die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Chlor-Alkali-Elektrolyselösungen.

Die Struktur- und Entwicklungskosten zur Umsetzung der Wachstumsstrategie stiegen wie erwartet und dämpften das EBIT. Allerdings kann Nucera damit seine Position im US-Wachstumsmarkt für grünen Wasserstoff stärken. Zusätzlich stiegen die Personalkosten durch die Ausweitung der Mitarbeiterzahl zur Vorbereitung und Deckung der steigenden Nachfrage nach Nucera-Elektrolyseuren.

Grüner Wasserstoff bleibt sehr gefragt

Die Nachfrage nach Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff ist weiterhin sehr hoch. Nucera kann dies beispielsweise durch den Vertragsabschluss mit H2 Green Steel beweisen, sowie einer weiterer Kapazitätsreservierung im hohen dreistelligen Megawattbereich für ein Projekt in Nordamerika. Für das erste große grüne Stahlwerk Europas liefert der Elektrolysespezialist eine der größten Wasserelektrolyseanlagen Europas mit einer installierten Leistung von mehr als 700 MW.

Der Vertrag mit H2 Green Steel beginnt zunächst mit einem niedrigen zweistelligen Millionen-Betrag, was weniger als 10 % des vertraglich vereinbarten Gesamtvolumens sein wird. Nach Vorliegen weiterer Voraussetzungen soll der verbleibende und deutlich größere Teil des Projekts voraussichtlich in zwei Phasen in den nächsten Quartalen in den Auftragseingang einfließen.

Vorstandsvorsitzender von thyssenkrupp Nucera, Dr. Werner Ponikwar, sagte dazu bei der Veröffentlichung des Quartalsberichts:

„Der langfristige Trend zum großvolumigen Einsatz von grünem Wasserstoff als Energieträger in energieintensiven Industrien weltweit ist intakt. Mit unserer hocheffizienten Wasserelektrolyse-Technologie sind wir dafür strategisch gut aufgestellt – und arbeiten intensiv an der Verbesserung unserer Technologie, um die Produktion weiter voranzutreiben und unsere Kapazitäten auszubauen. Unser Erfolg spiegelt sich in unserer bisherigen Leistung im Geschäftsjahr wider“.

Guter Start an der Börse

Als Nucera am 7. Juli dieses Jahres an der Frankfurter Börse startete, waren bereits alle Zeichen auf Erfolg gestellt. Der Angebotspreis wurde auf 20 Euro pro Aktie festgelegt, das Unternehmen erzielte einen Bruttoerlös von 526 Mio. Euro. Die Aktien waren um das 2,5-fache überzeichnet, was auf eine starke Anlegernachfrage hindeutete.

Thyssenkrupp Nucera ist ein Joint Venture zwischen Thyssenkrupp und dem italienischen Elektrochemieunternehmen De Nora. Das Unternehmen wurde 2021 mit dem Ziel gegründet, Elektrolyseure zu entwickeln und herzustellen. Diese Geräte spalten mithilfe von Elektrizität Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff auf. Schon jetzt ist Thyssenkrupp Nucera der weltweit führende Anbieter von alkalischen Elektrolyseuren, die in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt werden, darunter bei der Produktion von grünem Wasserstoff für den Einsatz in Brennstoffzellen, der Stromerzeugung und industriellen Prozessen.

Bis vergangenen Freitag erlebte die Aktie von Nucera zunächst einen Abwärtstrend seit dem Börsengang und verlor gut 7,65 %. Die Aktie sank von 23,52 Euro auf 21,36 Euro. Seit der Bekanntgabe der Quartalszahlen wendet sich das Blatt jedoch, denn zeitweise ging es am Montag über 4 % nach oben.

Doch ist damit langfristig Erholung und Wachstum in Sicht?

Es wird erwartet, dass der Markt für grünen Wasserstoff in den kommenden Jahren schnell wachsen wird, da Regierungen und Unternehmen auf der ganzen Welt versuchen, ihre Energiesysteme zu dekarbonisieren. Thyssenkrupp Nucera ist gut aufgestellt, um von diesem Wachstum zu profitieren, und der Börsengang des Unternehmens ist ein wichtiger Meilenstein in seiner Entwicklung. Die Auftragslage ist gut und Investoren hoffen nun, dass sich das Umsatzwachstum vom dritten Quartal auch in den kommenden Quartalen und Jahren fortsetzen wird.

Aussichten für die Aktie

Analysten halten das Wachstum für gut möglich und geben der Aktie eine Kaufempfehlung ab. Die Aussichten auf einen baldigen Nettogewinn, wie von thyssenkrupp Nucera selbst erwartet, treiben das mittlere Preisziel in die Höhe. Aktuell liegt es bei 28,50 Euro und damit über 33 % über dem aktuellen Kurs von 21,64 Euro.

Von fünf befragten Analysten stufen vier die Aktie als Kauf ein, während ein Analyst aktuell noch zum Halten empfiehlt.

Die Prognosen für thyssenkrupp Nucera und der aktuell günstigere Preis als beim Börsengang im Juli könnten interessante Anleger zum Einstieg verleiten. Grüner Wasserstoff hat eine Zukunft, von der das Unternehmen kräftig profitieren dürfte.